30. April – Berlin – Antikapitalistische Walpurgisnacht 2011

30.4. 16:30 Rosenthaler Platz

Der Wahnsinn kennt keine Grenzen mehr. Neukölln, Wedding, und Weißensee und Lichtenberg werden mittlerweile genauso gentrifiziert wie Mitte, Prenzlauer-Berg, Friedrichshain und Kreuzberg. Zwar ist der „Aufwertungsprozess“ in diesen Bezirken längst noch nicht so weit fortgeschritten, doch trotzdem ist in diesen Kiezen schon jetzt für jede_n spürbar, dass „Gentrifizierung“ kein bloßes Innenstadtphänomen ist, das am S-Bahnring Halt macht. Prenzlauer Berg und Mitte sind in Berlin wohl mit Abstand die schlimmsten Beispiel für eine komplett gegen die Wand gefahrene Stadtpolitik.
Die Erinnerungen an Prenzlauer Berg als Epizentrum der Ostberliner Hausbesetzer_innen-Szene wirken heute fast schon absurd. Vielmehr steht der Prenzlauer Berg beispielhaft für die Unvereinbarkeit von Kapitalinteressen und dem Wunsch nach einem guten oder irgendwie „gerechten“ Leben. Er ist der in Ocker und Alpinaweiß getünchte Beleg dafür, wie es laufen kann, wenn dieser Entwicklung nichts entgegengesetzt wird.

Verdrängung – „Ohne Kompromisse“

„Ohne Kompromisse“ prangt es auf den Werbetafeln des „Marthashof“ im Oderberger-Dreieck, beinahe so als wäre die Verdrängung der alten Nachbarschaft gemeint. “Gated Communities“ – geschlossene Wohnanlagen, abgeschirmt durch Zäune und kampferprobte Securities, sichern nicht nur das komfortable Wohnen der neuen Upperclass, sondern auch deren Besitz. Soziale Widersprüche sollen schön draußen bleiben. Der Terrassenparkplatz für das eigene Auto (bspw. das „Carloft“ in Kreuzberg) oder die hauseigene Garage sind darum nicht bloß Prestige, sondern wirksamer Schutz vor den Gefahren der Nacht.

Trotz des hohen Einkommensniveaus im Prenzlauer Berg musste bisher jede_r Fünfte wegen zu hoher Mieten wegziehen. Und so ist es kein Zufall, dass die Bevölkerung seit den 90er Jahren zu mehr als 80% ausgetauscht wurde. Die Behauptung, diese Entwicklung sei lediglich Resultat des „natürlichen“ Laufes der Marktgesetze, ist schlichtweg falsch. Auch wenn es Marktakteur_innen und -logiken gibt, wird der „Immobilienmarkt“ durch Fördergelder, Bau-, Miet-, und Steuergesetze politisch-administrativ gelenkt.

-> Der ganze Aufruf

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