about us

[english version below]

Selbstverständnis

Willkommen in der Linie 206. Wir Bewohnis sind eine Bande unterschiedlicher Gestalten: Feminist*innen und Queers, Ökos und (Post)Autonome, Anarchist*innen, Träumer*innen, Aktivist*innen, Freund*innen und Gefährt*innen- Viele sind vieles zugleich und manche sogar alles auf einmal!

Wir verstehen dieses Haus nicht nur als unser Dach über dem Kopf, sondern wünschen uns ein Ort der Begegnung in diesem Kiez zu sein, der von der Gentrifizierungswelle überrollt wurde und wird und wo immer mehr Subkultur verloren geht. Deshalb soll die Linie 206 auch ein Ort des Widerstandes sein, wir lassen uns nicht vom Kapital verwerten und wir bleiben und kämpfen für dieses Haus mit all unserer Energie. Dabei verstehen wir uns als ein solidarisches Hausprojekt, das sich entschlossen gegen Sexismus, Faschismus, Rassismus und jede sonstige Gesamtscheiße stellt.

Wir wollen in diesem Kampf aber nicht alleine sein. Wir wünschen uns, dass der Raum von weiteren solidarischen Hausprojekten in der Gegend, verschiedenen Gruppen, Freund*innen, Menschen aus der Nachbarschaft und wer immer noch Lust darauf hat, mitgestaltet wird. Wir sehen die Linie 206 nicht als Besitz von uns oder wem auch immer, denn wir finden Besitz scheiße und deshalb soll dieser Ort offen gestaltet werden und zur Zusammenkunft einladen.

Wir fühlen uns verantwortlich, dass das Hausprojekt eine politische Wirkung sowohl nach innen, als auch nach außen hat.

Nach innen bedeutet, dass wir aufeinander aufpassen, uns unter die Arme greifen, wenn Menschen Hilfe benötigen und uns die Hände reichen, wenn mal Dicke Luft gewesen ist. Wir treffen unsere Entscheidungen im Konsens, wir teilen unsere Räume, unser Essen, unser Wissen. Dieses Projekt soll ein Stück gelebte linke Utopie sein, ein Ort des Schutzes, der Wärme und ein Stückchen Freiheit.

Doch wirklich frei und warm kann es nicht ohne dich sein. Deshalb sehen wir uns als Bewohner*innen und Unterstützer*innen des Hauses in der Verantwortung der Linie 206 auch eine politische Außenwirkung zu geben. Wir sind als Hausprojekt Teil von Bündnissen, machen unterschiedliche politische und kulturelle Veranstaltungen in unserem Wohnzimmer und bieten Raum für Gruppenplena, Bandproben, Partys oder auch einfach mal zum Pennen.

Wir struggeln trotz allem häufig mit unseren eigenen Ansprüchen und unserer Überforderung, bei all den guten Vorsätzen wissen wir um unsere Sozialisation und keine Person von uns wurde entfernt patriarchaler, kapitalistischer Logik erzogen, wir sind nicht frei von strukturellen Machtverhältnissen. Deshalb wollen wir uns immer wieder reflektieren, uns auf Fehler aufmerksam machen oder von anderen darauf aufmerksam gemacht werden, um aus ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen. Wir wollen stets selbst- und systemkritisch sein, nur so funktioniert für uns emanzipatorischer linksradikaler Widerstand.

Die Linie 206 hat mit ihrer 200jähigen Geschichte der Zeit getrotzt und doch in sich so viele Wandel getragen. Wir als Gruppe, die das Haus im Moment bewohnt, begreifen uns als Teil dieses ständigen Wandels, wir knüpfen an vorherige Projekte an und sind mit ihnen zusammen Wegbereiterin für alle, die da noch in Zukunft kommen werden.

Das Auge aufs Große und den großen aufs Auge!

Geschichte

Seit der Besetzung 1990 gibt es in der Linienstrasse 206 ein lebendiges, politisches Wohnprojekt. In den vergangenen 22 Jahren gab es immer mal neue Eigentümer_innen, die versuchten ihre Vorstellung davon mit dem Haus Profit zu machen umzusetzen. So auch die neuen Eigentümer Frank Wadler und Bernd-Ullrich Lippert: Nach erzwungenen Hausbesichtigungen und diversen von ihrer Seite abgelehnten Gesprächsangeboten kamen jetzt die ersten Abmahnungen, Kündigung und zu einem seit Herbst 2012 anhaltenden Rechtsstreit. Das ist eine klare Kampfansage, die wir selbstverständlich nicht unbeantwortet lassen!

Ein kurzer Abriss der Spekulationsgeschichte der Linienstrasse 206:
Seit der Rückübertragung des Hauses an die Erbengemeinschaft ist es mehrfach verkauft und erworben worden. Die ersten Eigentümer war die HOP Grundbesitz GmbH aus Bremen, ihr Eigentümer Herr Penske, die das Haus für ca. 600.000 DM kaufte. Er hatte die Idee, einen Hotelkomplex in Mitte zu bauen und kaufte das Haus ungesehen. Dies zieht sich auch durch die weitere Verkaufsgeschichte. 2008 wurde das Haus für 430.000 € an die Mirhaj und Steinich GbR verkauft, die versuchte mit fadenscheidigen Gründen die Hausgemeinschaft raus zu werfen, scheiterte allerdings am Protest der Nutzer_innen und ihrer Freund_innen. 2010 kauften die jetzigen Eigentümer, die Lippert und Wadler GbR, das Haus für 600.000 €. Der Preis für die Linie206 hat sich also in den letzten 12 Jahren faktisch verdoppelt, ohne dass sich am Haus praktisch irgendetwas geändert hat!

KeineR der Eigentümer_innen hat etwas in das Haus investiert. KeineR hat sich um den Erhalt dieses schönen Einzelbaudenkmals in Berlin-Mitte gekümmert, ausser uns, den Nutzer_innen! Zweimal bereits haben wir versucht, das Haus zu erwerben und somit endlich, wie bei der Besetzung 1990 gedacht, dem Immobilienmarkt dauerhaft zu entziehen. Beide Male verkauften die Eigentümer_innen kurz vor einer Einigung an andere Interessenten, die sich beide Male als der Hausgemeinschaft gegenüber feindlich-eingestellt herausstellten und das Projekt zerstören wollten. Bisher hat jedoch unser Widerstand und der unserer Freund_innen und Sympathisant_innen ein Ende des Projekts verhindert. Auch jetzt rufen wir zur Unterstützung unseres Projektes auf!
Wir wollen die Linienstrasse 206 dauerhaft als selbstverwaltetes Projekt dem Immobilienmarkt entziehen und sichern. Wir sind bereit dafür für das Haus einen fairen Preis zu bezahlen. Wohnen muss, solange es nicht Umsonst und dies selbstverständlich ist, bezahlbar bleiben und der Immobilienmarkt und seine verquere Logik sollen Menschen nicht vorschreiben dürfen wer wo wohnen kann! Wir sind mit unserer Situation nicht alleine, so wie uns geht es vielen in Berlin und immer mehr Städten in Europa. Die Spekulation mit Wohnraum nimmt immer schlimmere Ausmaße an. Die Aufwertung führt in den ehemals den ärmeren Bevölkerungsschichten überlassenen Innenstadtbereichen zur Verdrängung der ehemaligen Bewohner_innen durch massive Mieterhöhungen. Der immer schneller aufeinander folgende Verkauf von Wohnraum steigert die Immobilienpreise in ungeahnte Höhen, oft ohne dass es an der Immobilie direkt eine Veränderung gibt. Wenn dann eine Eigentümer_in den spekulativen Gewinn verwirklichen will geht dies auf Kosten der Mieter_innen, die mit massiven Mietsteigerungen und häufig auch illegalen Schikanen für die Luxussanierung rausgeworfen werden.

Wir wollen uns aktiv gegen diese Entwicklung wehren. Ein sozialverträgliches Wohnen ist mit dem jetzigen durch Spekulation hochgetriebenen Hauspreis nicht zu machen und wir sehen auch keinen Grund dieses Spiel mit zu spielen. Eine Realisierung des Spekulationspreises findet mit uns nicht statt. Wir zahlen nicht den Preis für die Spekulation, das Spekulationsrisiko tritt ein! Wie gesagt wir sind bereit einen fairen, sozialverträglichen Preis zu bezahlen: unseren Preis, nicht den der Spekulant_innen!

Widerstand gegen diese Entwicklung funktioniert nur gemeinsam! Wir wollen die Linie206 als sozialen und kollektiven Wohnraum und politisches Projekt erhalten. Wir verstehen uns als lebendigen Gegenstandpunkt zu der immer individualisierteren, neoliberalen Arbeits- und Tourismuswelt im Kiez um uns herum und sind solidarisch mit Mieter_innenkämpfen und Projekten in Berlin und allen emanzipatorischen Gruppen und Einzelpersonen, die sich gegen das kapitalistische Herrschaftssystem wehren.

Wir rufen auf uns in unserem Kampf um die Zukunft der Linie206 als selbstverwaltetes, emanzipatorisches Projekt und die Kämpfe anderer Mieter_innenvernetzungen und bedrohter Projekte zu unterstützen!

Berlin bleibt dreckig, bunt und scheckig, schwarz und zeckig!

Wir bleiben Alle!

About us

 

Dear fri­ends and sup­por­ters of Li­ni­en­stras­se 206!

at Li­ni­en­stras­se 206 (Ber­lin) there has been a li­vely po­li­ti­cal hou­se-​pro­ject for more than 23 years.
There have al­ways been new ow­ners every now and then, who‘ve tried to get rid of the peop­le who live there in order to make a pro­fit with the house. Up to now these at­tempts have al­ways fai­led thanks to the re­sis­tan­ce of peop­le li­ving there and sup­por­ters.
The new ow­ners Bernd-​Ull­rich Lip­pert and Frank Wad­ler have also tur­ned out to be in­i­mica­ble to the house: Up to now they are re­fu­sing any di­rect con­tact or ne­go­tia­ti­ons with us con­cerning the fu­ture of the house. Quite the con­tra­ry-​ they are ma­king life dif­fi­cult for us. After a forced in­spec­tion of the house, and all our of­fers for talks being re­jec­ted, they forced to be given the front-​door keys, they sent us warnings for all the ten­an­cy agree­ments, a ter­mi­na­ti­on of one contract and then an evic­tion suit, which was over­ru­led in trial court. Of cour­se they now want to ap­peal against this de­ci­si­on.
This cour­se of ac­tion is ob­vious­ly ai­ming to kick us out and we, as oc­cup­ants (pay­ing rent by the way), fri­ends and be­ne­fi­cia­ries, are not going to put up with this!

As it had be­co­me very clear since the be­gin­ning of 2011 that Lip­pert and Wad­ler are not wil­ling to co­ope­ra­te, we knew that we had to set up a cam­pain to save this won­der­ful hou­se-​pro­ject:
„We are not going to pay for your spe­cu­la­ti­on!“

With this we have been pre­sent at many de­mos-​for ex­amp­le to save other threa­tened and en­da­ge­red pro­jects such as Scho­ko­la­den (which was saved!), KVU and Baiz, as well as WirBlei­ben­Al­le-​ and Wal­pur­gis­night -​De­mos.
In order to make our point clear towards the ow­ners, there have been three ral­leys so far- one in front of Lip­perts house in Bukow, one in front of Wad­lers of­fice (for­mer­ly at Ku‘Damm) and one in front of Wad­lers house at Ni­ko­las­see.-and there’s more to come!
We‘re at cour­ty­ard-​ and street-​par­ties of pro­jects we‘re fri­ends with, we keep on wri­ting new fly­ers and prin­ting T-​Shirts, which we offer whe­ne­ver pos­si­ble, in order to make so­li­da­ri­ty vi­si­ble. And we are not going to slow down!

Also we are clo­se­ly lin­ked with other hou­sing-​pro­jects, with groups tack­ling is­su­es con­cerning rent and local struc­tu­res, with who we‘re figh­ting for a dif­fe­rent city and so­cie­ty.
Sup­por­ters have made a So­li-​CD, have writ­ten loads of post­cards to the ow­ners, are collec­ting money, wri­ting a blog and are al­ways thin­king of new ideas how to save this house!

Fur­ther­mo­re we are in con­tact with local po­li­ti­ci­ans and have had a first mee­ting with the city coun­cil, who sup­port the pro­ject and have in­vi­ted the ow­ners-​which un­for­t­u­n­a­te­ly again have not re­ac­ted so far.

So, there’s a lot to be done, but in spite of all these ef­forts and chal­len­ges we are en­joy­ing li­ving to­ge­ther and ma­king the most of it!

We want to fight for Li­ni­en­stras­se 206 as a po­li­ti­cal house that pro­vi­des so­ci­al and collec­tive li­ving space!

We see our­sel­ves as a part of the mo­ve­ment of ten­ants against high rents and against being dri­ven out of their homes.
And as part of mo­ve­ments for an eman­ci­pa­to­ry so­cie­ty and the idea of li­ving to­ge­ther bey­ond being pro­fit-​ori­en­ted and iso­la­ted.

We thank you all for your en­er­ge­tic sup­port, which gives us lots of cou­ra­ge and strength!

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